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< Newsletter „auf den punkt” 05/2019
18.03.2019 20:16 Alter: 5 yrs
Kategorie: Gesundheitspolitik, Berufspolitik, GKV-Szene, Kommentare

Dreiklassenmedizin!

Kommentar des Kollegen Michael Loewener für ZfN


Dr.Michael Loewener (Wedemark) auf der Homepage unseres Kooperationspartners Zahnärzte für Niedersachsen – ZfN:

 

 

Sie haben richtig gelesen, wir haben nicht nur die böse „Zweiklassenmedizin", an der sich die Politik bei Bedarf so herrlich reiben kann, wie der Bär an der Baumrinde. Bei genauerer Betrachtung haben wir auch eine Drei-, Vier- oder noch weiterreichende Medizin in unserem Lande - und auch sonst überall auf dem Globus. Selbst dort, wo in kommunistischen und sozialistischen Premiumstaaten das staatlich gelenkte und nominal gerechte Einheitssystem der medizinischen Versorgung sein theoretisches Leben fristet. Wer diese Realität leugnet, hat seine Glaubwürdigkeit bereits verloren. Entweder fehlt den Herolden des medizinischen Klassenkampfes tatsächlich die Beobachtungsgabe, oder, was wohl näherliegender ist, die Grundausstattung an Ehrlichkeit. Gerne wird das Thema als Transportmedium eigener politischer Visionen missbraucht. Mehr oder minder geschickt köcheln Politikschaffende aller Couleur diese scheinbare Ungerechtigkeit auf kleiner Flamme, um unter deren Patronage eigene Ideen zu befördern.

 

So erleben wir derzeit den untauglichen Versuch der Siamesischen Politik-Zwillinge Spahn und Lauterbach, die Tatsache zu verdrängen, dass es zu wenige Mediziner gibt - weil viele Ältere von ihnen einfach resignieren und den Notausgang suchen und andererseits die Universitäten daran gehindert werden, bedarfsgerechte Kapazitäten vorzuhalten.

Die Gründe liegen auf der Hand: Ausbildung und Ärzte kosten Geld. Ein irrer Gedanke, dass für Bankenrettung, Politikberatung, Abfindungen für entgangene Gewinne an Großkonzerne, Digitalisierung um jeden Preis, Prestigeobjekte ohne Aussicht auf Fertigstellung und die Schaffung immer neuer Institutionen, um nur wenige Beispiele zu nennen, Geld in die Hand genommen wird, während Ausgaben für die Gesundheit der Menschen besonderen Restriktionen unterliegen!

 

Warum gibt es unbestreitbar unzumutbar lange Wartezeiten bei Fachärzten?

 

Weil es zu wenige Ärzte gibt und weil die Nachfrage der Menschen nach medizinischen Leistungen größer ist als das Angebot.

 

Fast ist es peinlich, diese Plattitüde auf das Papier zu bringen. Um zu dieser simplen Erkenntnis und den daraus zu entwickelnden Forderungen und Folgen zu gelangen, benötigt die Politik nicht einmal Studien oder den Beistand von Roland Berger oder MacKinsey & Co. Aber die Politik möchte die Scheuklappen einfach nicht ablegen und richtet stattdessen den Blick nach wie vor auf diejenigen, die die eigentlichen Leistungen erbringen. Ein Phänomen!

 

Ihnen wird die Schuld für Wartezeiten durch indirekte Arbeitsverweigerung angelastet. Und in dieser Situation fällt dem Minister nichts anderes ein, als einen Gesetzesomnibus durch das in aller Regel unbedarfte Parlament zu steuern, dessen bürokratische Inhalte in ihren Auswirkungen kaum abzuschätzen sind. Absehbar ist allerdings, dass es unter dem Strich zwar zu mehr Kosten, aber nicht zu einer Verkürzung der Wartezeiten oder zu einem Versorgungszuwachs führen wird. Aber das wird den Minister nicht weiter tangieren, wenn er auf der Karriere-Drehleiter bereits über den Niederungen der Gesundheitspolitik schweben wird...

 

Autor:

Dr. Michael Loewener, Wedemark

Zahnärzte für Niedersachsen – ZfN

am 15. März 2019