Zum Hauptinhalt springen

Aktuell

< Ärzte: Umsätze der Praxen verharren auf Vorjahresniveau
05.04.2024 11:05 Alter: 29 days
Kategorie: Berufspolitik, Praxisfinanzen, Praxismanagement, Privates Gebührenrecht

„Abrechnung“ mit Leidenschaft auf den Punkt gebracht

Dr. Marion Marschall zum Tod von Dr. Peter Esser


 

 

  • Dr. med. dent. Peter Esser (✝︎)
  • Gründungsmitglied und ehemaliger Vorstandsvorsitzender der ZA

 

Er war ein engagierter Zahnarzt, der viele Jahre seine eigene Praxis in Würselen bei Aachen führte. Seine große Leidenschaft allerdings war die zahnärztliche Abrechnung – gleich, ob nach Bema für die Gesetzliche Krankenversicherung (hier unterstützt von seiner Frau), oder nach den Gebührenordnungen für Zahnärzte (GOZ) und Ärzte (GOÄ). Am Karfreitag, 29. März 2024, ist Dr. med. dent. Peter H.G. Esser im Alter von 78 Jahren gestorben.

 

Generationen von Zahnärztinnen und Zahnärzten und Praxisteams war und ist Esser mit seinen vielen Beiträgen rund um Abrechnungsthemen, seinen Seminaren und den vielfältigen Büchern und Handreichungen für die Praxis bekannt. Über viele Jahre hatte er sogar eine wöchentliche Kolumne „in puncto Abrechnung“ in der „dzw“.

 

Geboren im Jahr 1945 in Göttingen, studierte er von 1965 bis 1970 Zahnmedizin in Köln und ließ sich nach der Assistenzzeit 1972 in eigener Praxis bei Aachen nieder. 1981 promovierte er über ein Thema der Werkstoffprüfung. Er war zudem als Lehrbeauftragter für Berufskunde an der RWTH Aachen und als Fortbildungsreferent aktiv.

 

Verlässlicher Ansprechpartner für die Praxis

 

Als Gründungsmitglied und ehemaliges Vorstandsmitglied der ZA eG und ZA AG, Referent und ständiger GOZ-Berater der ZA saß er nach seinem Ausscheiden aus der Praxis über viele Jahre als Ansprechpartner für die Praxen am GOZ-Telefon und befasste sich mit kniffeligen Auslegungsfragen, dem Papierkrieg mit Patienten, Beihilfe, Versicherungen und Rechtsanwälten und den vielen Gerichtsurteilen in diesem Feld.

 

In seinem Haus in Simmerath-Einruhr arbeitete er mit Blick über die Eifel gemeinsam mit seiner Frau an „Alex“, dem digitalen Abrechnungslexikon, dem GOZ-Praxiskommentar und vielen weiteren Publikationen und Seminaren.

 

Kolleginnen, Kollegen und Teams fit machen für die Abrechnung

 

Peter Esser pflegte eine ganz besondere Leidenschaft für die zahnärztliche Auslegung der Leistungsbeschreibungen einer GOZ, die der praktizierten Zahnmedizin in weiten Teilen um Jahre bis Jahrzehnte hinterherhinkte. Auch nach der Teil-Novellierung der GOZ 2012 waren – und sind – Analogberechnungen das wichtigste Handwerkszeug für die Praxen, um korrekt und auch wirtschaftlich tragfähig die von ihnen erbrachten Leistungen in Rechnung zu stellen. Seine zahnärztlichen Kolleginnen und Kollegen und ihre Teams hier aufmerksam und fit zu machen, war eines seiner Anliegen. In Zusammenarbeit mit Fachgesellschaften und Experten erarbeitete er hierzu Vorschläge. Rund um die Novellierung der GOZ 2012 trieb ihn vor allem das Thema „adhäsive Befestigung“ GOZ-Nummer 2197 um, deren zusätzliche Ansetzung bei den neuen Füllungspositionen er vehement vertrat.

 

Auch die private Vereinbarung, das richtige Steigern und korrekte Begründen thematisierte er immer wieder. Zugute kamen ihm in seiner Tätigkeit im Feld der Abrechnung die Erfahrungen und Verbindungen, die er in den acht Jahren als Vizepräsident der Zahnärztekammer Nordrhein als Verantwortlicher für die Bereiche GOZ und Gutachten sammeln konnte.

 

Aus dem Abrechnungsgeschehen der ZA AG zog er zudem einen besonderen Schatz: Die Hitlisten der von ihm ausgewerteten häufigsten Widersprüche/Probleme und der Kostenerstatter mit den meisten Problemfällen, die er jährlich vorstellte, wurden mit Spannung erwartet.

 

Kompetent, streitbar und humorvoll

 

Hoch kompetent, spitzfindig, erfindungsreich, durchaus streitbar und meinungsstark, ein Formulierungstalent, verlässlich, ein konzentrierter, ausdauernder Arbeiter, in Verhandlungen ein Fuchs und sich seines Werts durchaus sehr bewusst – so wird er vielen, die mit ihm gearbeitet haben oder zu tun hatten, in Erinnerung bleiben. Aber auch als zugewandt, menschlich, interessiert, reiselustig und mit durchaus spitzem Humor. In seinen Kommentaren und Beiträgen und in seinem unermüdlichen Appell an die Kollegenschaft, das Thema Abrechnung und Wirtschaftlichkeit bewusst anzugehen, wird er weiterwirken.

 

Auch auf meinem Schreibtisch liegt sein GOZ-Kommentar immer griffbereit. Ich erinnere mich gerne an viele Gespräche, sehr viele redigierte Beiträge „in puncto Abrechnung“, manch harte Diskussion und den Besuch bei ihm und seiner Frau in der Eifel. Ihr und der Familie herzliches Beileid und viel Kraft.

 

Gute Reise, lieber Peter Esser!

 

Dr. Marion Marschall, Chefredakteurin Quintessence News, Berlin