Zum Hauptinhalt springen

Aktuell

< Praxenkollaps
04.02.2024 18:56 Alter: 90 days
Kategorie: Gesundheitspolitik, Zahnheilkunde

Therapie von Patienten mit COVID-19

Neue S3-Leitlinie


 

 

Kernbotschaften

 

Es wurden vor allem die Empfehlungen zur medikamentösen Therapie, zur Antikoagulation und zur Wach-Bauchlagerung bei beatmeten, nicht-intubierten Patienten neu formuliert. Bei hohem Risiko für einen schweren Verlauf sollte eine medikamentöse Frühtherapie erfolgen, und zwar mit Nirmatrelvir/Ritonavir oder mit Remdesivir. Die zugelassenen monoklonalen Antikörper sind dagegen gegen die aktuell zirkulierenden Virusvarianten nicht mehr ausreichend wirksam. Zur Prophylaxe von Thrombosen und Lungenembolien sollte bei stationären COVID-19-Patienten mit moderater Krankheitsaktivität und erhöhtem Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf eine intensivierte Antikoagulation erwogen werden (https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/113-001.html).

 

Hintergrund

 

Im Dezember 2019 wurden erstmals in China Erkrankungen mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 beschrieben. Die Infektion rief eine Pandemie hervor. Inzwischen ist eine postpandemische Phase erreicht und der Anteil schwerer Erkrankungen hat stark abgenommen. Dennoch erkranken derzeit nach wie vor in Deutschland täglich viele Menschen. Die aktualisierte S3-Leitlinie „Empfehlungen zur Therapie von Patienten mit COVID-19“ berücksichtigt epidemische Veränderungen einerseits und andererseits die große Anzahl an Publikationen und Therapiestudien.

 

Design

 

  • Erstellung der Leitlinie mit der Entwicklungsstufe S3 nach den Kriterien der AWMF
  • Mitwirkung: 17 Fachgesellschaften und Patientenvertreter
  • Stand: 31.01.2024

 

Hauptergebnisse

 

Aktualisiert wurden folgende Empfehlungen:

 

  • Bei Patienten mit einem hohen Risiko für einen schweren Verlauf wird eine medikamentöse Frühtherapie empfohlen mit
    • Nirmatrelvir/Ritonavir innerhalb der ersten 5 Tage (Dosierung: 300 mg+100 mg 2 x/d p.o. über 5 Tage, Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörungen) oder mit
    • Remdesivir innerhalb von 7 Tagen (Dosierung: 200 mg i. v. an Tag 1 und 100 mg i. v. ab Tag 2 bis zu 3 Tagen in der Frühphase). Hier ist eine Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz nicht erforderlich. 
    • Remdesivir kann auch bei COVID-19-Pneumonie und unter einer Low-Flow-Sauerstofftherapie angewendet werden
  • Gegen die aktuell zirkulierenden Omikron-Varianten EG.5, BA. 286 und JN.1 ist derzeit keiner der entsprechend zugelassenen monoklonalen Antikörper mehr ausreichend wirksam. Das gilt auch für Sotrovimab.
  • Bei hospitalisierten Patienten mit moderater Krankheitsaktivität und erhöhtem Risiko (z.B. D-Dimere ≥ 2 mg/l) kann bei niedrigem Blutungsrisiko eine intensivierte Antikoagulation erwogen werden, präferenziell mit niedermolekularem Heparin oder unfraktioniertem Heparin in halbtherapeutischer oder in therapeutischer Dosierung.
  • In der ambulanten oder postationären Phase kann bei hohem Thromboembolierisiko nach Krankenhausentlassung eine prolongierte Antikoagulation mit einem prophylaktisch dosierten, direkten oralen Antikoagulans über 4–5 Wochen erfolgen.
  • Zur Lagerung bei Beatmung sollte bei nicht intubierten Patienten mit akutem hypoxämischem Versagen eine Wach-Bauchlagerung über mindestens 5 Stunden erfolgen. Diese senkt die Intubationsrate und die Sterblichkeit signifikant.

 

Klinische Bedeutung

 

„Die aktualisierte Leitlinie bezieht alle neuen und gesicherten Erkenntnisse mit ein und ist für ein strukturiertes, sicheres und ressourcenschonendes Management von COVID-19-Patientinnen und Patienten in Praxis und Krankenhaus unerlässlich“, erläutert Professor Stefan Kluge, Koordinator der Leitlinie und Vorstandsmitglied der Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN; [2]).

 

Die Leitlinie stelle unter anderem klar heraus, dass Patientinnen und Patienten mit einem hohen Risiko für einen schweren Verlauf eine medikamentöse Frühtherapie erhalten sollten, so das Team. Auch die Empfehlung zur Wach-Bauchlagerung bei Sauerstofftherapie ohne Intubation sei wichtig. Quelle: Nicola Siegmund-Schultze auf univadis am 3. Februar 2024

 

Finanzierung: nach den Vorgaben der AWMF

 

 

1. S3-Leitlinie – Empfehlungen zur Therapie von Patienten mit COVID-19; Stand: 31. Januar 2024; https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/113-001.html

 

2. Pressemitteilung “S3-Leitlinie zur Therapie von COVID-19 Patientinnen und Patienten aktualisiert” vom 01.02.2024