Zum Hauptinhalt springen

Aktuell

< Hepatitis B kann bei Feuerwehrleuten als Berufskrankheit anerkannt werden
30.07.2023 10:21 Alter: 1 year
Kategorie: Berufspolitik, Gesundheitspolitik, GKV-Szene

Praxen vor dem Kollaps

Ärzte und Psychotherapeuten treffen sich zur Krisensitzung


 

 

Angesichts der dramatischen Lage der ambulanten Versorgung kommen Vertreter der Ärzte- und Psychotherapeutenschaft aller Bundesländer am 18. August zu einer Krisensitzung in Berlin zusammen. Sie wollen der Politik sowie den Bürgerinnen und Bürgern deutlich machen, dass die flächendeckende ambulante Versorgung auf dem Spiel steht und jetzt gehandelt werden muss. „Der ambulante Gesundheitsbereich ist zunehmend ausgezehrt und wird kaputtgespart“, sagte der Vorstandsvorsitzende der KBV Dr. Andreas Gassen im Vorfeld den PraxisNachrichten. Die Praxen leiden seit Jahrzehnten unter einer Unterfinanzierung. Hinzu kämen ein akuter Mangel an qualifiziertem nicht ärztlichen Personal und die fehlende Wertschätzung der Politik für die Arbeit der Praxisteams. Die Folgen seien wachsende Resignation und Flucht aus dem System.

 

Bei der Krisensitzung am 18. August sollen klare Forderungen an die Politik adressiert werden. „Es muss sich schnellstens etwas ändern. Ansonsten werden sich viele Mediziner, die jetzt um die 60 Jahre alt sind, zurückziehen“, warnte Gassen. Etliche würden dann keine Nachfolger finden.

 

Lauterbach muss Versprechen endlich einlösen

 

„Bundesgesundheitsminister Lauterbach muss seine vollmundigen Versprechen endlich einlösen“, forderte Gassen. Als Beispiel nannte er die im Koalitionsvertrag vorgesehene Entbudgetierung. Auch bei der angekündigten Ambulantisierung passiere nichts. Ärzte und Psychotherapeuten würde stattdessen (als einzige!) erneut mit Strafzahlungen überzogen, wenn sie schlecht funktionierende digitale Anwendungen nicht zum Laufen brächten. „Der Frust der Kolleginnen und Kollegen ist groß“, konstatierte der KBV-Chef. Während der Corona-Krise hätten sie die Hauptlast der Versorgung geschultert und in ihren Praxen einen Großteil der Erkrankten behandelt und viele Menschen gegen das Coronavirus geimpft.„Kaum war die Pandemie vorbei, ging es nur noch um Krankenhäuser, Apotheken und Gesundheitskioske.“ Dabei gebe es eine „hervorragende Struktur mit niedergelassenen Hausärzten, Fachärzten und Psychotherapeuten.“ Der Verlust wäre für die Patienten verheerend. „Deswegen können wir nur an den Minister appellieren, die ambulante Versorgung zu stärken und nicht zu zerstören“, sagte Gassen und fuhr fort: „Ansonsten werden mehr und mehr Praxen schließen, und wir bekommen ein echtes Sicherstellungsproblem. Dem über viele Jahrzehnte bewährten ambulanten Versorgungssystem droht der Kollaps.“

 

Zu der Krisensitzung der KBV-VV werden unter anderem auch die Mitglieder der 17 regionalen Vertreterversammlungen, der beratenden Fachausschüsse der KBV, Vertreter der Berufsverbände sowie Ärzte und Psychotherapeuten aus den Praxen erwartet. Die Veranstaltung ist öffentlich. Sie findet im JW Marriott Hotel Berlin in der Stauffenbergstraße 25 in 10785 Berlin-Tiergarten statt. Beginn ist um 11.00 Uhr. Quelle: KBV am 27. Juli 2023