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04.01.2023 16:48 Alter: 1 year
Kategorie: Berufspolitik, Gesundheitspolitik, GKV-Szene

Aufruf des FVDZ-Bundesvorsitzenden Harald Schrader

„Zeigen wir dem Minister die Zähne.“


 

 

Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren,

 

liebe Mitglieder,

 

der Freie Verband Deutscher Zahnärzte wünscht Ihnen ein gesundes und friedvolles Jahr 2023. Dieses Jahr wird – dazu muss man kein Prophet sein – ein Schlüsseljahr für die Zahnärzteschaft in Deutschland und vielleicht sogar mehr. Es wird ein Schlüsseljahr für die gesamte ambulante Versorgung.

 

Die Bundesregierung hat in den vergangenen Monaten klare Richtungsentscheidungen getroffen: Klinik vor Praxis, stationär vor ambulant, Staat vor Selbstverwaltung. Damit sind die bestehenden ambulanten Versorgungsstrukturen in akuter Gefahr. Es sind genau diese Strukturen, die das deutsche Gesundheitssystem in weiten Teilen ausmachen. Es sind diese Strukturen, die Deutschland durch die Pandemie getragen haben, die dafür sorgten, dass eine Überlastung der Krankenhäuser ausblieb, weil sie die Versorgung der Patientinnen und Patienten aufrechterhalten haben.

 

Die eine Krise kaum überstanden, stehen wir vor einer neuen Herausforderung: Durch einen sinnlosen, grauenvollen Krieg mitten in Europa wird die Inflation angeheizt, gesamtwirtschaftlich droht eine Rezession und unsere Existenzgrundlage, unsere Praxen, die ambulante Versorgung insgesamt, werden zerrieben zwischen immer mehr Staat auf der einen und immer mehr versorgungsfremden Investoren auf der anderen Seite. Und unsere Patientinnen und Patienten? Gucken mehr und mehr in die Röhre und verstehen die „schöne neue Versorgungswelt“ von Gesundheitsminister Lauterbach nicht mehr.

 

Es ist eine Herausforderung, der sich die freiberuflich selbstständigen Niedergelassenen und auch deren Angestellte stellen müssen. Die wiederbelebte Budgetierung und staatliche Eingriffe in die originären Aufgaben von Selbstverwaltung machen Interessenvertretung immer schwieriger, aus einem selbstverwalteten System wird immer mehr ein fremdbestimmtes. Wie sollen in einem regulierten und budgetierten System die exorbitanten Preissteigerungen für Praxismaterialien ausgeglichen werden? Wie sollen die eklatant gestiegenen Energiekosten aufgefangen werden? Wie sollen wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter adäquat bezahlen, wenn die steigenden Kosten nicht wie in der freien Wirtschaft an die Kunden weitergegeben werden können?

 

Wir brauchen endlich echte Strukturreformen des Gesundheitssystems. Der Freie Verband beteiligt sich aktiv daran, das System weiterzuentwickeln. Dazu darf man durchaus auch mal radikal denken – also von der Wurzel des Systems her. Wie kann eine gesetzliche Krankenversicherung mit Zukunft aussehen? Auf welcher Basis behandeln wir?

 

Als Freier Verband fordern wir mehr Freiheit für unsere Patientinnen und Patienten. Sie müssen die gesetzlich versicherte Grundleistung erhalten, aber eben auch eine bessere Leistung in Anspruch nehmen können, ohne ihren Anspruch auf die Basisleistung zu verlieren. Das Festzuschusssystem beim Zahnersatz und die Mehrleistungsregelungen bei Füllungen und in der KFO haben sich bewährt. Entsprechende Regelungen müssen für alle Leistungsbereiche gelten. Außerdem werden wir uns dafür einsetzen, den GKV-Leistungskatalog nicht noch mehr auszuweiten. Denn je mehr Leistungen in die Wundertüte GKV hineingepackt werden, umso mehr kann beschnitten werden in einer nächsten Budgetierungsrunde.

 

Wir halten gemeinsam den Schlüssel zu diesem besonderen Jahr in der Hand. Denn der Schlüssel ist der Zusammenhalt in der Zahnärzteschaft gegen die Politik der Erosion. Wir müssen uns zusammen für die Freiheit unserer Berufsausübung einsetzen. Wir müssen gemeinsam für die Freiheit der freiberuflich Niedergelassenen aufstehen. Zeigen wir dem Minister, dass wir uns nicht alles gefallen lassen.

 

Zeigen wir dem Minister die Zähne.

 

Mit den besten Wünschen,

 

Ihre

 

ZA Harald Schrader

 

Bundesvorsitzender

 

Dr. Christian Öttl, 1. stellv. Bundesvorsitzender

 

Dr. Gudrun Kaps-Richter, 2. stellv. Bundesvorsitzende

 

Quelle: FVDZ am 4. Januar 2023