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< FVDZ fordert Verlässlichkeit für die Versorgung
14.09.2022 12:07 Alter: 2 yrs
Kategorie: Berufspolitik, Gesundheitspolitik, GKV-Szene

Kassenärzte fühlen sich von Lauterbach "verraten"

Protestwelle kündigt sich an


 

 

Geschlossene Praxen, Kundgebungen, Unterschriftenaktion: Deutschlands Vertragsärzte gehen auf die Barrikaden. Der Grund ist die geplante Streichung der Neupatientenregelung, die Gesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach (SPD) mit dem GKV-Finanzstabilisierungsgesetz durchsetzen will. Auf einer Sondervertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) machen sie ihrem Frust Luft.

 

Durch die Streichung der Neupatientenregelung sehen die KBV und die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) die Struktur der ambulanten Versorgung in Gefahr. Leistungskürzungen seien die Folge, sagt KBV-Chef Dr. Andreas Gassen. Jede zweite Praxis würde das in Betracht ziehen. Was die Kassenärzte besonders wütend macht: Lauterbach warb 2019 im Bundestag selbst für die Neupatientenregelung, gilt als ihr Vater. Gassen spricht von einem „eklatanten Wort- und Vertrauensbruch“.

 

Der Sozialdemokrat hat die Einladung zur Versammlung aus Termingründen ausgeschlagen, meldet sich aber per Twitter. Die Regelung „hat auf Grundlage vorliegender Daten für Patienten nichts gebracht“. Die Ärzte auf der Sondersitzung widersprechen. Unterfüttert wird das mit Daten des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung. Demnach seien 20 Millionen neue Patienten im vierten Quartal 2021 behandelt worden, ein Anstieg um zwölf Prozent gegenüber dem vierten Quartal 2019 

 

Bundesärztekammerpräsident Dr. Klaus Reinhardt unterstützt den Protest. Die ambulante Versorgung stehe auf dem Spiel. Und wenn sich der Minister als Arzt bezeichnet, sei das „Aneignung“. „Karl Lauterbach hat Medizin studiert, aber ist kein Arzt.“ Den rauen Ton führt Dr. Dirk Heinrich (KV Hamburg) fort. „Ich kann Olaf Scholz nur empfehlen, diesen unsozialen, konzernorientierten Bundeskrankenhausminister zu entlassen.“ Krankenhausminister? Heinrich glaubt, dass Lauterbach das Gesundheitswesen zugunsten der Kliniken und zulasten der Vertragsärzte umbauen will. Niedersachsens KV-Vorstandsvize Dr. Jörg Berling wünscht sich, dass von der Veranstaltung ein Signal ausgehe. „Wir müssen diesen Tag zum Anfang einer erneuten Demonstrationswelle machen.“ Quelle: Presseagentur Gesundheit (pag); univadis am 12. September 2022