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29.08.2022 09:22 Alter: 2 yrs
Kategorie: Berufspolitik, GKV-Szene, Medien & Internet

KBV-Umfrage-Ergebnisse

„Viele hinterfragen den Sinn einer Digitalisierung, die mehr Papier produziert als vorher“


 

 

Die Kritik an der Einführung des eRezepts reißt nicht ab. Grundsätzlich stünden Ärztinnen und Ärzte der Digitalisierung offen gegenüber – doch bei den TI-Anwendungen in der aktuellen Form bestünden ernsthafte Zweifel an der Sinnhaftigkeit, hieß es am Freitag von der KBV. „Viele Ärztinnen und Ärzte hinterfragen den Sinn einer Digitalisierung, die mehr Papier produziert als vorher.“

 

Digitale Anwendungen müssten funktionieren und den Praxen die Arbeit erleichtern, betonte KBV-Chef Dr. Andreas Gassen. „Das gilt auch für das eRezept. Und da zeigt sich: Von einem reibungslosen Funktionieren sind wir noch meilenweit entfernt.“

 

Bei einer Online-Umfrage der KBV im August mit rund 4.000 Praxen hätten sich die Teilnehmer auch zu Erfahrungen mit dem eRezept geäußert. Knapp zehn Prozent der Arztpraxen konnten bereits erste Erfahrungen mit dem eRezept sammeln. Größter Kritikpunkt: Die Ausstellung inklusive elektronischer Signatur dauere zu lange. Auch werde der Ausdruck mit dem Rezeptcode, der für Patienten ohne Rezept-App erforderlich ist, sehr kritisch gesehen. Dass die digitalen Lösungen wie das eRezept eben nicht rein digital, sondern immer noch mit Papierausdrucken verbunden seien, führe zu Akzeptanzproblemen, so Hofmeister. Zudem würden die Arbeitsabläufe in den Praxen nicht erleichtert, sondern sie nähmen deutlich mehr Zeit als vorher in Anspruch.

 

Zu den am häufigsten genannten Problemen zählten zudem das Einlösen in der Apotheke und die fehlende Akzeptanz bei den Patienten. Besonders ältere Menschen verstünden die Änderung nicht. „Wir müssen die bisher erst ab 2023 von der gematik und den Apothekenverwaltungssystemen (AVS) vorgesehene Lösung, dass eRezepte auch direkt über die eGK in der Apotheke eingelöst werden können, unbedingt vorziehen. Diese Option müssen gematik und AVS nun so schnell wie möglich umsetzen“, forderte KBV-Vorstandsmitglied Dr. Thomas Kriedel. „Die Probleme müssen endlich gelöst werden. Es darf nicht länger weggeschaut und so getan werden, als liefe alles wunderbar.“

 

eAU: Hälfte der Nutzer berichtet von Problemen

 

Auch bei der eAU läuft es der Umfrage zufolge alles andere als rund. Rund 87 Prozent der Arztpraxen nutzen sie bereits, jede zweite Praxis nutze sogar ausschließlich das digitale Verfahren. Die Erfahrungen der Praxen sind der Umfrage zufolge gemischt. Nur 53 Prozent der Ärztinnen und Ärzte, die mit der eAU arbeiten, gaben an, dass das Ausstellen und der Versand der eAU bis auf kleinere Probleme gut laufe. Fast die Hälfte berichtete, dass der digitale Versand zeitweise nicht möglich sei. Ein Drittel beklagt Probleme bei der Erreichbarkeit von IT-Dienstleistern und -anbietern. Etwa zehn Prozent der Praxen berichtete darüber hinaus von Akzeptanzproblemen bei den Patientinnen und Patienten. Als mangelhaft wurde häufig die Umsetzung der Signaturfunktion in der Software beschrieben. Einige Hersteller hätten die Komfort- und die Stapelsignatur gar nicht oder nicht gut umgesetzt, sodass die Formulare teilweise einzeln signiert werden müssen. Dass die Signatur grundsätzlich gut funktioniert, berichteten 44 Prozent.

 

Eines der größten Ärgernisse sei der hohe Zeit- und Arbeitsaufwand, berichtet die KBV. Das Ausstellen der eAU dauere bei vielen deutlich länger als das Ausstellen einer Papier-AU. Durch zusätzliche Papierausdrucke hätten die Praxen zudem doppelte Arbeit.„Dass Praxen zum Teil mehr als eine Minute warten müssen, bis die Daten für einen Patienten übertragen sind, ist bei einer Massenanwendung wie der eAU unhaltbar“, kritisierte Kriedel. Er forderte die gematik eindringlich zur Nachbesserung auf.

 

Hier finden Sie die Ergebnisse der KBV-Umfrage.

 

Quelle: änd am 26.08.2022, 10:12, Autor/-in: ks