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21.07.2022 16:46 Alter: 2 yrs
Kategorie: Berufspolitik, Gesundheitspolitik, GKV-Szene, Medien & Internet

Finanzierung des Konnektor-Tausches

Hausärzteverband: „Eine absolute Frechheit“


 

 

"ärztenachrichtendienst" (änd) am 21. Juli 2022:

 

Der Schiedsspruch zur Finanzierung der TI-Konnektoren stößt auf Kritik in der Ärzteschaft. Der Deutsche Hausärzteverband spricht von einer „absoluten Frechheit“. Die Niedergelassenen dürften auf keinen Fall auf einem Teil der Kosten für den Austausch der Geräte sitzen bleiben.

 

2300 Euro sollen die Praxen pauschal für den Tausch ihrer Konnektoren von den Krankenkassen ersetzt bekommen. Das hatte das Bundesschiedsamt für die vertragsärztliche Versorgung in dieser Woche entschieden. Diese Summe werde nicht ausreichen, um die Kosten zu decken, kritisiert der Deutsche Hausärzteverband am Mittwoch. „Das ist eine absolute Frechheit“, schimpfte Verbandschef Ulrich Weigeldt. „Die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen dürfen auf keinen Fall auf einem Teil der Kosten sitzen bleiben, denn sie können nichts dafür, dass die Konnektoren ausgetauscht werden müssen. Das ist das Versagen der Verantwortlichen in Gematik und Co, nicht der Ärztinnen und Ärzte.“

 

Die Gesellschafter der Gematik hatten beschlossen die Geräte auszutauschen. Da nach dem Auslaufen der Sicherheitszertifikate ein betrieb der Telematikinfrastruktur nicht mehr gewährleistet werden könne. Weigeldt: „Ob am Ende des Tages die Industrie, die mehr als gut an dem Austausch verdient, ihre Preise entsprechend anpasst, oder ob die Kassen letztendlich die Kosten vollständig übernehmen, ist für die Kolleginnen und Kollegen in den Praxen nicht entscheidend. Die Hauptsache ist: Die Ärztinnen und Ärzte dürfen nicht gezwungen werden, für die Fehler anderer zu bezahlen!“

 

Scharfe Kritik übte der Verbandschef auch am GKV-Spitzenverband. Dieser hatte am Mittwoch in einer Pressemitteilung getitelt: „Fast 400 Millionen Euro extra für ärztliche Praxen.“ Dies sei kein Geld, das sich die Niedergelassenen einsteckten, sondern das die Beitragszahler aufwenden müssten, „um das Digitalversagen der Verantwortlichen in Sachen TI zu kompensieren“, stellte Weigeldt klar. Insgesamt müssen in den kommenden Jahren rund 130.000 Geräte getauscht werden, 30.000 davon bis Ende Februar. Der Austausch müsse „vernünftig organsiert werden“, forderte Weigeldt.

 

Die Kommunikation der Gematik bezeichnete er als „katastrophal“: „Was die Verantwortlichen, die anscheinend sehr weit von der Versorgungsrealität entfernt sind, endlich einmal verstehen müssen ist, dass sich die Kolleginnen und Kollegen nicht den ganzen Tag mit dem IT-Wahnsinn im Gesundheitswesen beschäftigen können – gerade auch Mitten in der aktuellen Corona-Sommerwelle.“ Deshalb müsse man den Konnektorentausch für die Praxen so einfach wie möglich gestalten. Der Hausärzteverband Nordrhein kritisierte den Austausch der TI-Konnektoren am Donnerstag als eine „Vergeudung von Ressourcen an wertvollen Elektrobauteilen und Verschwendung von Geldern der Sozialversicherung“. Gewinner seien die Unternehmen, die Konnektoren verkaufen. „Wenn die Industrie die Preise für die Konnektoren nicht senkt, geht der Austausch zulasten der Arztpraxen“, so Verbandschef Dr. Oliver Funken.

 

Die Testung von TI-Komponenten sei für die Hausärztinnen und Hausärzte nach wie vor „intransparent und unvollständig“. Funken: „Wir müssen die Konnektoren kaufen und tägliche Sicherheits-Updates über eine vorgegebene Administratorenstelle erdulden, ohne das Innenleben und die Funktionsweise der Geräte zu kennen.“ Quelle: änd am 20.07.2022, 16:11, Autor/-in: mm