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18.04.2022 10:02 Alter: 2 yrs
Kategorie: Gesundheitspolitik, GKV-Szene, Kommentare, Medien & Internet, Praxisfinanzen

Konnektoren: Ist der Tausch noch abzuwenden?

Gigantische Menge Elektroschrott


 

 

ärztenachrichtendienst (änd) am 16. April 2022, Autor: mm

 

130.000 Konnektoren müssen Arztpraxen in den kommenden Jahren austauschen, kündigte die Gematik jüngst an. Kritiker bemängeln Aufwand und Kosten der Aktion. Aber möglicherweise ist das letzte Wort in dieser Sache doch noch nicht gesprochen.

 

Grund für die großangelegte Austausch-Aktion in den Praxen ist der verspätete Start der neuen Telematikinfrastruktur, der sogenannten TI 2.0. Wohl erst Anfang 2026 soll nun auf die neue Version umgestellt werden, die die Konnektoren überflüssig machen soll.Das Problem: In den Konnektoren steckt eine fest verbaute gSMC-K-Karte, deren Zertifikat nach fünf Jahren abläuft. Und da die TI Geräten mit abgelaufenem Zertifikat den Zugang verweigert, muss vorher das Zertifikat getauscht oder verlängert werden – sonst muss der ganze Konnektor getauscht werden. „Eine gigantische Menge an Elektroschrott; und leider wohl auch technischer Stillstand“, kritisierte der Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung Thomas Kriedel bereits Anfang März. Derzeit verhandelt die KBV mit den Krankenkassen darüber, wer den Austausch bezahlt. Die Kosten dafür dürften sich auf einen mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Betrag belaufen.

 

Die Gematik betont, man habe diverse Vorschläge gemacht, wie sich ein solcher Austausch hätte verhindern lassen. Unter anderem war eine Verlängerung der Konnektoren-Zertifikate im Gespräch gewesen. Eine solche Laufzeitverlängerung wäre deutlich günstiger gewesen. Die Gematik-Gesellschafter entschieden sich aber am Ende für die risikoärmere Variante, um den Betrieb aller Konnektoren aufrechtzuerhalten – den flächendeckenden Austausch der Geräte.

 

Ein Vorgehen, für das der Unternehmensberater und langjährige Gematik-Manager Mark Langguth kein Verständnis hat: „Es wird der Versuch der maximalen Risikovermeidung gefahren – koste es, was es wolle. Das ist NASA-Niveau für Massenware. Geld spielt keine Rolle – weil sich keiner für die Kosten rechtfertigen muss. Nur für eventuelle Sicherheitsfehler. Also haut man lieber das Geld raus!“, kommentiert er in einem Beitrag auf dem Netzwerk Linkdin.

 

Aber vielleicht ist das letzte Wort in dieser Angelegenheit noch gar nicht gesprochen. Denn fest steht bislang nur, dass die Geräte eines Konnektor-Herstellers raus müssen aus den Praxen. Die Zertifikate seiner Geräte laufen noch in diesem Jahr aus. Nach änd-Informationen soll es sich dabei um Geräte von Compugroup Medical handeln. Betroffen sein sollen laut Gematik rund 55.000 Konnektoren. Diese müssten zwischen September dieses Jahres und Frühjahr 2023 ausgetauscht werden. Da der nächste Schwung Konnektoren dann aber erst Ende kommenden Jahres auslaufen wird, gebe es noch die Option auf eine günstigere Lösung, hofft man bei der Gematik. Bis dahin nämlich könne man durchaus überlegen, ob es nicht noch andere praktikablere Möglichkeiten gebe, den weiteren Betrieb der Geräte zu gewährleisten, so Produktchef Florian Hartge. Dazu sei man derzeit noch in Gesprächen. Denkbar wäre etwa, die Zertifikate per Software-Update zu verlängern. Allerdings ist dies nur für maximal zwei Jahre möglich; auf mehr soll sich das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik BSI nicht eingelassen haben.

 

Die Praxen dürfte eine solche Lösung freuen. Ist doch ein Austausch eines Konnektors in der Regel „mit massiven Folge-Aufwänden und Störungen im Praxisalltag verbunden“, weiß Unternehmensberater Langguth. „Die Konfigurationsdaten müssen übertragen, die Kartenterminals neu gepairt, die Zertifikate für die PVS neu generiert und in die Clients eingespielt werden. Das dauert bereits in einer einfachen Einzelpraxen seine Zeit – von Kliniken ganz zu schweigen.“ Quelle: änd am 16.04.2022, 07:11, Autor: mm