Aktuell
Kategorie: Berufspolitik, Gesundheitspolitik, Praxismanagement, Privates Gebührenrecht, Zahnheilkunde
Bundesversammlung der BZÄK
Berichte der Bundeszahnärztekammer
Bundesversammlung der Bundeszahnärztekammer
Die Bundesversammlung der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) fand am 29. und 30. Oktober 2021 hybrid statt - in Präsenz für die Delegierten für Gäste und Presse via Livestream.
Dr. Thomas Gebhart, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Gesundheit, eröffnet die Versammlung mit einem Grußwort. Die Zahnärzteschaft habe es geschafft, während der Pandemie - mit ihren besonderen Schwierigkeiten, gerade für die Zahnmedizin – für die sichere Versorgung aller Patienten zu sorgen.
In ihren politischen Berichten forderten BZÄK-Präsident Prof. Dr. Christoph Benz sowie die beiden Vizepräsidenten Konstantin von Laffert und Dr. Romy Ermler offene Gespräche, neue Impulse und zügige und pragmatische Lösungsansätze zwischen Politik und Beteiligten für die verschiedenen aktuellen und verschleppten Probleme in der Zahnmedizin.
Eine Resolution „Das deutsche Gesundheitssystem nach der Bundestagswahl“ wurde von den Delegierten verabschiedetet. Die Bundesversammlung forderte die zukünftige Bundesregierung auf, u.a. die freie Arzt- und Therapiewahl zu stärken, Fremdkapital in der Zahnmedizin zu regulieren, Praxen von unnötiger Bürokratie zu entlasten und eine jährlich im Punktwert anzupassende private Gebührenordnung.
Es wurden Beschlüsse gefällt, z.B. zur: Vermeidung von unberechtigten Anträgen auf Approbation im Verfahren der Berufsanerkennung, zum Bürokratieabbau und zur Stärkung des dualen Krankenversicherungssystems. In der Karlsruher Erklärung forderten die Delegierten eine Anpassung der Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ).
Grußwort des Staatssekretärs
Dr. Thomas Gebhart, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Gesundheit, richtete per live-Einschaltung ein Grußwort an die Delegierten. Zahnärztinnen und Zahnärzte und ihre Teams wären im Sinne von Covid besonderen Herausforderungen ausgesetzt gewesen, Stichwort enger Patientenkontakt. Sie hätten hervorragend alles gemeistert -auch unter Extrembedingungen und mit erheblichen Belastungen, er dankte dafür.Ihr Ziel sei die Prävention, so Gebhart weiter, dafür nutzen sie auch den Tag der Zahngesundheit. Dieses Jahr stand Parodontitis im Fokus, denn das Wissen darüber sei in der Bevölkerung leider noch zu gering. Der Zusammenhang von Medizin und Zahnmedizin sei jedoch bedeutend. Die Zahnmedizin in Deutschland sei sehr erfolgreich und habe auch international einen sehr guten Ruf. Wir sollten alles dafür tun, dass es so bleibt, bekräftigte Gebhart.
Ehrungen der Bundeszahnärztekammer
BZÄK-Präsident Prof. Dr. Christoph Benz zeichnete für ihre Verdienste um den zahnärztlichen Berufsstand Dr. Peter Engel und Dr. Helmut Pfeffer mit der Ehrennadel der deutschen Zahnärzteschaft in Gold aus. Dr. Peter Engel wurde zudem die Ehrenpräsidentschaft der Bundeszahnärztekammer verliehen.
Berichte der Präsidenten
In seinem politischen Bericht bilanzierte BZÄK-Präsident Prof. Dr. Christoph Benz die ersten 147 Tage des neuen Geschäftsführenden BZÄK-Vorstands. 37,9 % mehr Kolleginnen gäbe es nun in den Ausschüssen. Die veraltete GOZ sei nach wie vor ein pressierendes Thema, hier müsse wieder Dynamik rein. Neu denken gelte für alle, für die Politik und auch die Selbstverwaltung: Dinge neu denken, anpacken, Probleme lösen. Benz sprach auch über die Zukunftswerkstatt der BZÄK, die Perspektive Zahnmedizin, man müsse eine Zukunft für die jungen Kolleginnen und Kollegen schaffen. Digitalisierung müsse besser, schneller, leichter sein. Die Karieslast in Deutschland sei stark rückläufig, das sei ein Erfolg. Es gäbe aber alte und auch neue Herausforderungen: z.B. Pflegebedürftige, Parodontitis, Frühkindliche Karies, stark adipöse Patienten. Zahlen belegten weiterhin: drei Stunden werden aktuell weniger je Praxis behandelt als noch 2020, Schuld seien Bürokratie und sonstige Aufgaben.
BZÄK-Vizepräsident Konstantin von Laffert kritisierte in seinem Bericht Fremdkapital in der Zahnmedizin und dessen Renditedruck, der nicht selten medizinische Therapien beeinflusse und Geld aus dem deutschen Gesundheitssystem abfließen lasse: mehr als 75 Prozent der Fremdkapitalinvestoren hätten ihren steuerlichen Sitz nicht in Deutschland, sondern in Steueroasen. Ein riskantes Experiment sei auch die Fernbehandlung mit Alignern durch Start-Ups, eindeutige Regeln seien zeitnah nötig. Von Laffert sprach zudem über Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung in der Zahnarztpraxis sowie die Rolle von Zucker und Ernährung für die Gesundheit, hier gäbe es konkrete Ansätze und Forderungen zur Verbesserung. Auch die Bürokratielast führe nicht nur zu hohen Kosten und großem Zeitaufwand, sie schade auch dem Klima – Stichwort Pflichtfortbildungen mit vorgeschriebener Präsenz und mehr.
Dr. Romy Ermler, BZÄK-Vizepräsidentin, stellte drei zentrale Fragen in ihrem Bericht: Wie sichern wir den Nachwuchs? Wie können wir eine leistungsgerechte Bezahlung erhalten? Wie machen wir die Digitalisierung zur Erfolgsgeschichte? Das Thema Hochschulbildung wurde in der Pandemie vernachlässigt, eine gesicherte Finanzierung zum Erhalt der Anzahl der Studienplätze sei unabdingbar. Die BZÄK erneuere zudem ihre Forderung bei der Approbationsordnung, die ersten vier Semester mit dem Medizinstudium zu synchronisieren. Ermler benannte zudem die Inflation: Sachkosten, Mieten, Personalkosten – alles würde teurer, nur der GOZ-Wert bliebe im DM-Pfennigwert eingefroren seit 33 Jahren. Die Politik müsse nun endlich aktiv werden, hier eine Angleichung zu ermöglichen. Zudem verwies Ermler auf die Telematik: Die Zahnmedizin wolle Digitalisierung – aber mit Vernunft. Für viele Punkte hätte die BZÄK pragmatische Vorschläge.
Beschlüsse der BZÄK-Bundesversammlung und Resolution
Die Bundesversammlung der Bundeszahnärztekammer forderte in der Resolution „Das deutsche Gesundheitssystem nach der Bundestagswahl“ von der neuen Bundesregierung:
- Die Förderung der freiberuflichen Leistungserbringung, vor allem durch eine Stärkung der freien Arzt- und Therapiewahl, gerade auch vor dem Hintergrund des weiterhin steigenden Interesses von Fremdkapital an zahnärztlichen Leistungen und Praxen,
- die Regulierung von Fremdkapital in der Zahnmedizin,
- eine spürbare Entlastung der Zahnarztpraxen von unnötigen Bürokratielasten,
- eine angemessene Honorierung auf Basis einer jährlich im Punktwert anzupassenden privaten Gebührenordnung,
- die gezielte Förderung der Digitalisierung unter Nutzung der Expertise des Berufsstandes,
- die Stärkung des Subsidiaritätsprinzips zwischen der europäischen und der nationalen Zuständigkeitsebene,
- eine gezielte Stärkung des bewährten dualen Krankenversicherungssystems.
In ihrer Karlsruher Erklärung stellte die Bundesversammlung der Bundeszahnärztekammer fest, dass der Verordnungsgeber auch in der letzten Legislaturperiode seiner gesetzlich vorgegebenen Verpflichtung zu einer Anpassung des seit 33 Jahren unveränderten Punktwerts in der GOZ wieder nicht nachgekommen sei. Die Bundesversammlung forderte die künftige Bundesregierung auf, diesen gesetzlichen Auftrag endlich zu erfüllen.
Die Bundesversammlung fasste Beschlüsse zu gesundheits- und sozialpolitischen Themen. Es wurden Anträge gestellt zur Schaffung von Strukturen zur Vermeidung von unberechtigten Anträgen auf Approbation im Verfahren der Berufsanerkennung, zur Zukunft der dualen Krankenversicherung, zum Bürokratieabbau.
Quelle: BZÄK am 01. November 2021; BZÄK-„Klartext“ 11/21