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18.10.2021 19:38 Alter: 3 yrs
Kategorie: Gesundheitspolitik, GKV-Szene

Großer Handlungsbedarf im Gesundheitssystem

Politische Forderungen aus Sicht der Versicherten


 

 

AOK-Chef Bauernfeind sieht politische Forderungen durch Bevölkerungsbefragung bestätigt

 

Im jüngsten Bundestagswahlkampf war die Gesundheitspolitik noch kein zentraler Gegenstand - doch aus Sicht der Bürgerinnen und Bürger besteht großer Handlungsbedarf. Das geht aus einer aktuellen Online-Befragung hervor, die das Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der AOK unter rund 10.000 Bundesbürgern ab 18 Jahren durchgeführt hat. "Die Befragungsergebnisse zeigen, dass angesichts der großen Herausforderungen für Gesundheit und Pflege - sei es der demografische Wandel, die Digitalisierung, die schwierige Finanzlage oder der Klimawandel - die Politik jetzt handeln und die richtigen Rahmen setzen muss", sagt Johannes Bauernfeind, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg.

 

Die bundesweite Befragung liefert auch Erkenntnisse für die Haltung der Menschen in den Bundesländern. Demnach fordern rund 54 Prozent der Befragten im Südwesten eine bessere personelle Ausstattung des Gesundheitswesens. Für 41,8 Prozent der Befragten ist die hohe Qualität der Versorgung am wichtigsten. 36,7 Prozent nennen als vorrangige Themen eine gerechte Finanzierung und stabile Beiträge. Etwa ein Drittel der Teilnehmer wünscht sich Verbesserungen bei der Versorgung durch Praxen und Krankenhäuser. Gut 30 Prozent verweisen auf deutlichen Handlungsbedarf bei der Digitalisierung und 22,1 Prozent wünschen sich eine generell bessere finanzielle Ausstattung des Gesundheitswesens. Knapp 20 Prozent bezeichnen einen schnellen Zugang zur Versorgung als besonders wichtig

 

"Die Meinungen der Bürgerinnen und Bürger zeichnen ein klares Bild, in welche Richtung die aus den Koalitionsgesprächen hervorgehende neue Regierung die Weichen für das Gesundheits- und Pflegesystem der kommenden Jahre stellen muss. Oberste Priorität hat die Gestaltung eines verlässlichen, nachhaltigen und wettbewerbsorientierten Finanzierungsmodells für die gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen in Deutschland", sagt Johannes Bauernfeind. Außerdem müsse die neue Bundesregierung den gesetzlichen Krankenkassen die nötige Beinfreiheit geben, um als Marktteilnehmer eigenständig Verantwortung für ihre Versicherten und für sich als Unternehmen zu tragen.

 

"Der bisher beschlossene zusätzliche Bundeszuschuss zur Stabilisierung der GKV-Finanzen ist nicht ausreichend. Damit der durchschnittliche Zusatzbeitragssatz 2022 stabil gehalten werden kann und es keine empfindlichen Beitragssatzerhöhungen auf breiter Front gibt, sind nach derzeitigen Schätzungen weitere sieben Milliarden Euro nötig", sagt Bauernfeind und sieht diese Forderungen durch die aktuelle Befragung bestätigt: 86 Prozent der Befragten bejahen die Frage, ob die Politik dafür sorgen müsse, die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) stabil zu halten.

 

Offenbar erlebt die Bevölkerung in Baden-Württemberg auch Probleme bei der Zusammenarbeit zwischen der ambulanten und stationären Versorgung als Problem. Gefragt nach den größten Hindernissen für ein besseres Gesundheitssystem wird die mangelnde Koordination der Akteure an zweiter Stelle genannt (42,5 Prozent) - hinter zu wenig qualifiziertem Personal (48,7 Prozent), aber noch vor fehlenden finanziellen Mitteln (40,4 Prozent), fehlender Transparenz der Behandlungsqualität (34 Prozent) oder zu wenig Zugang zu Spitzenmedizin und Forschung (19,1 Prozent).

 

Die weiterführende Frage, wie die Abstimmung zwischen Ärzten, Krankenhäusern und Pflege-/Reha-Anbietern aus ihrer Sicht funktioniere, beantworten weit über die Hälfte der Befragten mit "schlecht bis eher schlecht" (52,4 Prozent). 28,1 Prozent zeigten sich unentschieden, nur 19,5 Prozent bezeichneten die Zusammenarbeit als gut. Als Gründe für schlechte Abstimmung zwischen den beiden Sektoren werden fehlende digitaler Vernetzung (55,6 Prozent), zu wenig fachlicher Austausch (49,1 Prozent), finanzieller Interessen (46,4 Prozent), zu wenig Zeit (45,2 Prozent) und räumliche Trennung (15 Prozent) genannt.

 

Große Zustimmung erzielt die Aussage "Der Wettbewerb der Krankenkassen muss auf gute Versorgung ausgerichtet werden statt auf einen günstigen Preis". 81,6 Prozent stimmen dem "eindeutig bis eher" zu. Nur 12,1 Prozent sind bei diesem Thema unentschieden, 6,3 Prozent lehnen die Aussage "eindeutig oder eher" ab. Bei der Frage "Was wäre Ihnen bei der Auswahl eines Krankenhauses wichtiger: Dass es auf die für Sie wichtige OP spezialisiert ist, oder, dass das Krankenhaus in der Nähe ist?" votieren 76,3 Prozent "eindeutig" oder "eher" für die Spezialisierung, nur 15,3 Prozent "eindeutig" oder "eher" für Nähe.

 

"Für die neue Bundesregierung heißt es nun die stetig steigenden Ausgaben auf den Prüfstand zu stellen und Effizienzpotentiale ohne Gefährdung der Versorgungsqualität anzuheben - zum Beispiel durch eine Reform der Krankenhausstrukturen. Für eine bestmögliche und qualitativ hochwertige medizinische Versorgung muss der eingeschlagene Weg mit festgelegten Mindestmengen und klaren Strukturvorgaben fortgesetzt und der qualitätsorientierte Umbau der Krankenhauslandschaft weiter vorangetrieben werden", sagt Johannes Bauernfeind. Quelle: Presseportal am 18. Oktober 2021