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11.10.2021 11:34 Alter: 2 yrs
Kategorie: Medizinrecht, Praxisfinanzen, Zahnheilkunde

Schmerzensgeldanspruch für fehlerhafte Zahnbehandlung

Kostenerstattung für Anschlussbehandlung


 

 

Das Oberlandesgericht Köln hat eine Zahnärztin nach einer fehlerhaften Zahnbehandlung zur Zahlung eines Schmerzensgeldes von 10.000 Euro verurteilt. Sie muss außerdem die Kosten für die notwendige Anschlussbehandlung erstatten (Az. 5 U 64/16).

 

Die Klägerin ließ sich von der Beklagten in zwei Behandlungsabschnitten ihre etwa 20 Jahre alte zahnärztliche Versorgung erneuern. Ob es während der Behandlung bereits ausdrückliche Hinweise auf eine cranio-mandibuläre Dysfunktion (CMD) gab, ist zwischen den Parteien streitig. Auf einer Karteikarte der Zahnarztpraxis gab es jedenfalls einen auf das Ende der Behandlung datierten Eintrag „Rezept CMD“. Die Klägerin machte geltend, dass sie durch die Behandlung einen schiefen Biss bekommen und eine erhebliche akute CMD entwickelt habe. Sie habe bereits während der Behandlung erste Beschwerden bekommen. Als sie die Beklagte auf den verschlechterten Gesundheitszustand angesprochen habe, habe diese ihr erklärt, sie müsse sich erst einmal „an die neuen Zähne gewöhnen“. Tatsächlich habe die Klägerin wegen der CMD-Erkrankung jahrelang und bis zuletzt unter erheblichen Muskelverspannungen gelitten. Sie habe ständig Schmerzen (Kopf, Ohren, Nacken, Rücken, Kiefergelenke, Gesicht) gehabt und sei in Beruf wie Privatleben stark beeinträchtigt gewesen.

 

Das Gericht hat sich ausführlich sachverständig beraten lassen und der Klägerin ein Schmerzensgeld von 10.000 Euro sowie den Ersatz der weiteren Behandlungskosten zugesprochen. Die Ärztin habe gegen fachzahnärztliche Behandlungsstandards verstoßen und eine akute und schwerwiegende CMD bei der Klägerin verursacht. Sie habe den Biss der Klägerin zu niedrig eingestellt. Dadurch seien eine Überlastung der Muskulatur und in der Folge Verspannungen zumindest mitverursacht worden. Sie hätte die Problematik jedenfalls gegen Ende der Behandlung erkennen müssen. Sie hätte die Klägerin vor der endgültigen Eingliederung der neuen Versorgung im zweiten Behandlungsabschnitt auf Anzeichen einer beginnenden CMD untersuchen müssen. Mindestens ein CMD-Schnelltest sei zwingend erforderlich gewesen. Der Quicktest sei schon lange etabliert, die Problematik Bestandteil des Staatsexamens und damit allgemeiner Standard. Die Eintragung „Rezept CMD“ auf der Karteikarte sei ein klares Indiz dafür, dass der Zahnärztin die CMD-Problematik der Klägerin zeitnah bekannt gewesen sei. Quelle: Redaktion Steuern & Recht der DATEV eG am 6. Oktober 2021