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04.09.2021 10:51 Alter: 3 yrs

KBV legt Positionspapier zur Bundestagswahl vor

Weniger Bürokratie und Regeln


 

 

In einem Positionspapier hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) vor der Bundestagswahl die für die ambulante Versorgung besonders wichtigen Themen zusammengefasst. Dabei liegt der Fokus auf der Stärkung der ambulanten Strukturen sowie der Digitalisierung zum Nutzen der Patienten. Zudem wird eine transparente und praktikable Qualitätssicherung und die fachärztliche Weiterbildung in den Praxen thematisiert. Die Corona-Krise habe ungeachtet all ihrer negativen Folgen und Begleiterscheinungen eindrucksvoll gezeigt, welch tragende Säule der Gesellschaft die ambulante medizinische Versorgung in Deutschland darstelle, heißt es in dem Papier mit dem Titel #GesundheitBrauchtPraxis: Versorgung gemeinsam gestalten. Um diese enorme Leistungsfähigkeit und maximale Flexibilität des Gesundheitswesens weiterzuentwickeln, stehe die KBV als kompetente und verlässliche Ansprechpartnerin bereit.

 

Gesteuerter Zugang und neu geordnete Notfallversorgung

 

Hervorgehoben wird dabei das besondere Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient beziehungsweise Psychotherapeut und Patient, das es zu schützen gelte. Grundpfeiler hierfür seien das Prinzip der freiberuflichen Berufsausübung, vornehmlich in innhabergeführten Praxen, und eine funktionierende Selbstverwaltung. Angesichts dessen, dass immer mehr Krankheiten ambulant therapierbar sind, sei eine effektive Steuerung des derzeit unkoordinierten Zugangs zur medizinischen Versorgung unerlässlich. Die KBV spricht sich zugleich dafür aus, die ambulanten Versorgungsangebote bei gleichzeitiger Entlastung der Kliniken von ambulant durchführbaren Behandlungen auszubauen.

 

In diesem Kontext sollte auch die Akut- und Notfallversorgung organisatorisch neu geordnet und einheitlich geregelt werden. Dabei sollte dem Positionspapier zufolge eine kooperative Struktur zwischen dem ambulanten und dem stationären Bereich geknüpft werden, mit der Patientinnen und Patienten in die richtige Versorgungsebene geleitet werden, „ohne einen neuen Sektor bilden zu müssen“. Begleitend zum Ausbau der ambulanten Versorgungsangebote müssten unkoordinierte Mengenzunahmen der Leistungen verhindert werden, indem ein neues Honorarsystem mit festen Preisen entwickelt werde. Zudem müssten die rapide steigenden Ausgaben der Praxen für Personal, Hygiene und Digitalisierung kompensiert werden.

 

Digitalisierung zum Nutzen der Patienten und Praxen

 

Bei der Digitalisierung kommt es aus Sicht der KBV darauf an, statt der technischen Instrumente die medizinischen Versorgungsprozesse in den Vordergrund zu stellen. Nur wenn diese Prozesse „unterstützt und erleichtert werden, wird man Ärzte und Psychotherapeuten sowie deren Teams nachhaltig von der Digitalisierung überzeugen“ können. Die Beteiligten müssten zudem besser eingebunden werden. Als ein weiterer Schwerpunkt wird die sektorenübergreifende Qualitätssicherung genannt, die sich zu „einem hyperkomplexen bürokratischen Kontrollinstrument“ entwickelt hat, ohne einen Nutzen für die Patientinnen und Patienten zu haben. Diese müsse zu einem transparenten und praktikablen Instrument zurückgeführt werden.

 

Synergien mit Gesundheitsfachberufen und Nachwuchsgewinnung

 

Angesichts zunehmender ambulanter Behandlungen plädiert die KBV unter bestimmten Bedingungen für eine engere Kooperation mit nicht ärztlichen Gesundheitsfachberufen, beispielsweise durch Modelle der Delegation. Auch müsse es mehr Transparenz für Patientinnen und Patienten geben, ob ein Arzt oder Psychotherapeut für die Behandlung zuständig und verantwortlich ist oder nicht. Zudem sollte insbesondere die fachärztliche Weiterbildung verstärkt werden – verbunden mit attraktiveren Vergütungsmodellen. Auch sollte es leichter möglich sein, vom Krankenhaus in die Praxis zu wechseln.

 

Dies könne auch dazu beitragen, die Niederlassung für den medizinischen Nachwuchs attraktiver zu machen, denn das sei sie derzeit für viele junge Ärztinnen und Ärzte nicht. Daraus resultiere ein Personalmangel mit der Folge eines weiteren Rückgangs der zur Verfügung stehenden Arztzeit und der Praxen. Die Pandemie habe gezeigt, dass das ambulante flächendeckende vertragsärztliche und psychotherapeutische Gesundheitswesen in Deutschland „hervorragend funktioniert hat“, sagte Hofmeister und fügte hinzu: „Es war krisenstabil. Es hat gehalten, es hat nicht einmal gewackelt.“ Deshalb müsse dieses System gestärkt und dürfe nicht durch administrative und regulative Eingriffe geschwächt werden. Entscheidend sei, dass „alles entschlackt und abgespeckt wird, was die Kolleginnen und Kollegen vom Arbeiten mit und am Patienten abhält“. Das heiße möglichst wenig Bürokratie und Regeln, viel Freiheit und schlanke Dokumentationsprozesse. „Und Digitalisierung bitte nur da, wo sie erstens gut erprobt funktioniert und zweitens Prozesse verschlankt oder verbessert.“ Quelle: KBV-PM am 2. September 2021