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Kategorie: Berufspolitik, Kommentare, Medien & Internet
Gastkommentar: Grüße vom Zeitgeist
Identitätsproblematiker*innen und Sprachexorzisten
Kommentar des Kollegen Michael Loewener (Wedemark), Zahnärzte für Niedersachsen e.V. (ZfN):
"Sie haben eines gemein. Sie wollen als Minderheit einer Mehrheit ein schlechtes Gewissen machen. Mehr noch, sie versuchen, diese in eine Schuldnerrolle zu drängen, um selbst im hellen Licht der Aufgeklärtheit und der Gerechtigkeit nach eigenem Zuschnitt zu erstrahlen.
Gendergerechtigkeit und Antirassismus belegen die Schlagzeilen in einer Zeit, in der die Politik den Schlüssel für drängende Zukunftsentscheidungen nicht finden kann. Während Feuer- und Wasserkatastrophen in diesem Jahr unmissverständlich anzeigen, dass Wirtschaftswachstum und ungebremster Kapitalismus mit seinem Streben nach Gewinnmaximierung einer Einfriedung bedürfen, gibt es Menschen und „Menschinnen“, die einen Geschlechterkampf inszenieren, den wir längst überwunden geglaubt hatten. Unterschiede der Geschlechter, die das Leben eigentlich angenehm und interessant machen, werden krampfhaft verwischt, und außergewöhnliche Lebensformen werden nicht minder krampfhaft auf allen Kanälen in den Vordergrund gerückt. Das Wort „Gerechtigkeit“ erfährt dieser Tage eine Verzerrung und wird zum Druckmittel zur Durchsetzung eigener Vorstellungen. Gleichzeitig geraten wesentliche Teile einer „Gendergerechtigkeit“ wie die Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Leistung in den Hintergrund.
Nicht genug mit dem Anspruch von „Identitätsproblematiker:Innen“. Nun betritt auch eine selbstgerechte Sprachpolizei die Bühne. Sie entdeckt angebliche Missstände und rassistische Vorurteile in allen Lebensbereichen, denen man mit Bann und Tabuisierung begegnen müsse. Das Sagbare soll begrenzt und der Sprache eine politische Lenkungsfunktion zugesprochen werden. Neuester Vorwurf: Das Wort „Schwarzfahrer“ diskriminiere schwarze Menschen (besser Menschen mit dunkler Hautfarbe). Dieser gedanklichen Überstreckung fühlen sich die Verkehrsbetriebe in Hannover verpflichtet; denn in ihrer Sprachregelung gibt es ab sofort keine „Schwarzfahrer“ mehr, sondern nur noch „Personen ohne gültigen Fahrschein“. Nicht minder furchtsam scheint ein bekannter Keksfabrikant in Hannover zu sein, der sein bekanntes Produkt mit dem Namen „Afrika“ vorauseilend umbenannt hat, um den Umsatz nicht zu gefährden. Gleichzeitig geht jenen Gutmenschen (nicht zu verwechseln mit guten Menschen) das Wort vom „alten weißen Mann“ leichtfertig über die Lippen – eine doppelte Diskriminierung.
Ja, sind wir denn noch alle bei Sinnen, fragt sich der Bürger Simplex? Wird der Rassismusvorwurf auch demnächst denjenigen zuteil, die beim Bäcker oder bei dem/der Bäcker*in ein Schwarzbrot verlangen? […]“
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