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04.04.2021 10:22 Alter: 3 yrs
Kategorie: Praxismanagement, Zahnheilkunde

Hautärzte: Umdenken in der Strategie der Handhygiene

Empfehlungen der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG)


 

 

Kernbotschaften

 

Intensivere Handhygiene in der COVID-!9-Pandemie ist zwar unverzichtbar, birgt aber ein erhöhtes Risiko für Handekzeme. Darauf weisen Experten der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) im Vorfeld der virtuellen DDG-Tagung vom 14. bis 17. April hin. Sie empfehlen anstelle von häufigem Händewaschen mit Seife, die Hände lieber zu desinfizieren und anschließend einzucremen.

 

Natural Moisturizing Factor wird angegriffen

 

Durch die zu Beginn der Pandemie von RKI und BZgA empfohlene regelmäßige Handdesinfektion mit alkoholischen, viruziden Präparaten können die im Stratum corneum interzellulär vorhandenen Lipid-Doppellamellen, aber auch dem Wasserhaushalt dienende Peptide („Natural Moisturizing Factor“) angegriffen werden. Dies begünstigt dann die Entstehung eines irritativen Kontaktekzems. Erste Berichte aus Hautarztpraxen über eine Zunahme von Handekzemen schon wenige Monate nach Beginn der Corona-Pandemie bestätigten die Vermutung, dass die intensivierte Handhygiene ein Risiko für die Hautgesundheit in sich birgt, heißt es in einer Mitteilung der DDG. Aus früheren Untersuchungen sei bekannt, dass insbesondere bei Beschäftigten im Gesundheitsdienst, die beruflich bedingt eine besonders intensive Handhygiene betreiben müssen, Handekzeme aller Schweregrade weit verbreitet sind. Eine aktuelle Studie ergab, dass bei 114 Beschäftigten in einem OP und der Intensivstation des Universitätsklinikums München unter den Bedingungen der COVID-19-Pandemie die Handhygienemaßnahmen signifikant zunahmen und dass in deren Folge 90 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter klinische Symptome eines Handekzems zeigten: Insbesondere Hauttrockenheit (83,2 Prozent), gefolgt von Erythem (38,6 Prozent), Juckreiz (28,9 Prozent), Brennen (21,1 Prozent), Schuppung (18,4 Prozent), Fissuren (9,6 Prozent) und Schmerzen (4,4 Prozent).

 

Einmalhandschuhe verstärken Detergentieneffekte

 

„Aus arbeitsmedizinischen Untersuchungen der letzten Jahre wissen wir zudem, dass Detergentieneffekte sich durch das anschließende Tragen von Handschuhen verstärken. Bei alkoholischen Desinfizientien ist dies nicht der Fall “, erläutert der DGG-Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit Peter Elsner und Direktor der Klinik für Hautkrankheiten am Universitätsklinikum Jena. Die Hautpflege mindere zudem nicht die antiseptische Wirkung der alkoholischen Desinfektionsmittel. Die Erhaltung der Hautgesundheit mache laut DDG ein Umdenken bei der Handhygiene-Strategie erforderlich. Aus dermatologischer und arbeitsmedizinischer Sicht rät die Fachgesellschaft daher in Zeiten intensivierter Handhygiene vom Einsatz von Detergentien ab. Hautschonender sei das Desinfizieren in Verbindung mit intensiver Hautpflege. "Wenn trotz dieser Maßnahmen Handekzeme auftreten, sollten diese unverzüglich leitliniengerecht behandelt und, bei vermuteter beruflicher Verursachung, dem zuständigen Unfallversicherungsträger zur Einleitung von Maßnahmen der individuellen Prävention gemeldet werden.

 

Alkoholische Händedesinfektionsmittel statt Seife

 

Ergänzend empfiehlt die DDG weitere Maßnahmen zur Erhaltung der Hautgesundheit bei Handhygiene-Maßnahmen. So sollte eine Desinfektion mit einem viruswirksamen alkoholischen Händedesinfektionsmittel, nach Möglichkeit mit barriereschützenden Hilfsstoffen wie Glycerol, bei fehlender sichtbarer Verschmutzung der Hände und Verfügbarkeit Vorrang haben vor Waschungen mit Seife oder Waschlotionen. Nach jeder Waschung und/oder Desinfektion sollte außerdem die Haut der Hände vollständig mit einem Pflegepräparat eingecremt werden, das die Regeneration der Hautbarriere unterstützt. Treten Hautveränderungen im Sinne eines Handekzems auf, empfiehlt die DDG, eine sollte hautärztliche Behandlung einzuleiten und, bei möglicher beruflicher Verursachung, ein Hautarztbericht erstellt werden. Quelle: DDG am 29. März 2021; Mitteilung, Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG)