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08.11.2020 16:48 Alter: 3 yrs
Kategorie: Berufspolitik, Gesundheitspolitik

Offener Brief an den Bundesvorsitzenden des FVDZ

Nordrhein distanziert sich von Politikstil des Bundesvorstandes


 

 

Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Landesvorsitzenden Nordrhein im Freien Verband Deutscher Zahnärzte e.V. (FVDZ), Dr. Thorsten Flägel, am 7. November 2020:

 

Sehr geehrter Herr Bundesvorsitzender, sehr geehrter Kollege Schrader, lieber Harald,

 

der Landesvorstand des Landesverbandes Nordrhein distanziert sich in aller Deutlichkeit von der Diktion und etlichen Passagen des an den Gesundheitsminister Spahn adressierten offenen Briefs des Bundesvorstandes.

 

Auch wenn es zu einer der Kernaufgaben eines zahnärztlichen Berufsverbandes gehört, Fehlentwicklungen im Gesundheitswesen aufzuzeigen und daraus Forderungen an die Politik abzuleiten und diese auch in aller Deutlichkeit zu kommunizieren, sollte dies jedoch immer auf der Grundlage von harten Fakten und konkreten Daten geschehen, lösungsorientiert ausgerichtet sein und stets zum Ziel haben, die politischen Entscheidungsträger mit aller Beharrlichkeit und Stringenz von der Notwendigkeit zu überzeugen, gesetzgeberisch im Sinne des Berufsstandes tätig zu werden und versorgungspolitisch die richtigen Entscheidungen zu treffen. Insofern begrüßen wir sehr die von KZBV und BZÄK eingebrachten Stellungnahmen und die an den Gesetzgeber adressierten konkreten Lösungsvorschläge, die fußend auf der Evaluation des Versorgungsgeschehens in der Pandemiezeit erarbeitet worden sind. Ebenso ist auch für uns sehr deutlich wahrnehmbar von allen maßgeblichen Funktionsträgern sachliche Kritik an der Ungleichbehandlung von Zahnärzten gegenüber den Ärzten und Krankenhäusern bezüglich eines Rettungsschirmes geäußert und auch gegenüber der Politik kenntlich gemacht worden. Auch das Thema „Wertschätzung gegenüber unserem Berufsstand und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“ gab vollkommen zu Recht Anlass, Kritik in Richtung Politik zu adressieren.

 

All das darf aber aus unserer Sicht nicht dazu führen, sich in einer derart respektlosen und emotional überladenen Art und Weise an den Gesundheitsminister Spahn als Replik auf seinen an die Zahnärzteschaft gerichteten Brief, in dem er klar und deutlich die Wertschätzung gegenüber dem zahnärztlichen Berufsstand und allen Mitarbeitern zum Ausdruck bringt und sich für unseren großen Einsatz in der schwierigen Pandemiezeit ehrlich bedankt, mit dem besagten offenen Brief zu wenden. Solche emotional getragenen Worte gegenüber politischen Entscheidungsträgern mögen für den ein oder anderen wie Balsam für die Seele wirken und ein wenig die erhitzten Gemüter abkühlen.

 

Auf der Ebene der politischen Entscheidungsfindung sind solche Briefe jedoch absolut kontraproduktiv und führen letztendlich mit aller Konsequenz dazu, dass die unermüdlichen Bemühungen unserer körperschaftlichen Standesvertretung auf der Bundes- und Landesebene, unsere Forderungen über die Politik in gesetzliche Regelungen gießen zu können, konterkariert werden. Wir alle wissen und erleben, dass es bei allen unberechtigten Vorurteilen gegenüber der Zahnärzteschaft extrem schwer ist, Weggefährten und Verbündete in der Politik zu finden. Du hast offensichtlich ganz bewusst mit Deinem Brief gerade den Entscheidungsträgern in der Politik vor den Kopf gestoßen, die noch bereit waren, sich für die Zahnärzteschaft zu engagieren.

 

Insofern ist dieser Brief absolut kontraproduktiv und beweist erneut, dass der Bundesvorstand nicht in der Lage ist, konstruktiv am politischen Prozess mitzuarbeiten. Dieser Brief hat der Zahnärzteschaft geschadet!

 

Dabei wiegt ganz besonders schwer, dass Du als Mitglied der Vertreterversammlung der KZBV genau über die derzeit anstehenden Gespräche mit BMG und Politik im Bilde sein müsstest, die zum Ziel haben, im Rahmen der gerade anstehenden Gesetzgebungsverfahren die unter anderem durch Beschlüsse der VV der KZBV untermauerten Regelungsvorschläge noch in die Gesetze zu integrieren. Hier werden also wohlwissend der aktuell aufgenommenen positiv ausgerichteten Gesprächsfäden fahrlässig und unverantwortlich Türen durch solche persönlichen Diffamierungen politischer Entscheidungsträger wieder zugeschlagen. Gerade Du warst es, der von „Abstreifen der Fesseln der Funktionsträger in der Selbstverwaltung“ sprachst. Über solche Themen muss man sicherlich nicht mehr allzu viel debattieren, wenn der offene Brief vom Bundesvorstand an den Minister Spahn der neue politische Stil des FVDZ auf Bundesebene sein sollte. Mit diesem Politikstil will und wird sich der Landesverband Nordrhein sicherlich nicht anfreunden können und wollen. Das Feedback aus der Mitgliedschaft an der Basis zeigt dies sehr deutlich.

 

Mit freundlichen und kollegialen Grüßen

 

Dr. Thorsten Flägel, Landesvorsitzender