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17.09.2020 09:17 Alter: 4 yrs
Kategorie: Berufspolitik, Gesundheitspolitik

Schlechte Noten für die Ärztekammern

änd-Umfrage


 

 

Schlimmer geht immer: Schon bei der vergangenen Umfrage zur Leistungsfähigkeit der Landesärztekammern hatten die änd-Mitglieder schlechte Noten verteilt. Die aktuelle Befragung zeigt sogar noch einen Trend nach unten: Von effektiver ärztliche Interessensvertretung sind die Kammern nach Meinung vieler Niedergelassener weit entfernt.

 

„Wir nehmen die beruflichen Belange der Ärzte wahr und vertreten ihre Interessen“, schreibt die Bayerische Landesärztekammer auf ihrer Internetseite – und befindet sich damit in guter Gesellschaft: Fast alle Kammern schreiben sich diese Aufgabe auf die Fahne. Nach Ansicht der meisten änd-Mitglieder nehmen sie den Mund damit aber zu voll: 68 Prozent der befragten Ärzte geben ihrer Kammer die Schulnote 4 oder schlechter, wenn sie nach der Effektivität der Vertretung ärztlicher Interessen durch ihre Kammer gefragt werden. Bei einer gleichlautenden Befragung im November 2016 waren es noch 66 Prozent. Ein „sehr gut“ oder „gut“ vergeben im Moment sogar nur 14 Prozent der Ärzte.

 

Weiterer Absturz auch bei der Frage nach der berufspolitischen Kompetenz der Führungspersonen in den Kammern: 66 Prozent (damals 64 Prozent) sehen zu wenig Kompetenz in den Chefetagen der Körperschaften. Nur unwesentlich besser fällt die Frage nach der Bratungskompetenz der Kammer bei berufsethischen oder berufsrechtlichen Fragen der Mitglieder aus. 61 Prozent geben bei diesem Punkt die Note 4, 5 oder 6 (2016 noch 59 Prozent).

 

Fort- und Weiterbildung weniger in der Kritik

 

Etwas besser sieht es dagegen bei den Themen Fort- und Weiterbildung aus. 55 Prozent der Befragten waren der Meinung, dass die Kammern bei dem Thema professionell und mitgliederfreundlich vorgehen (Schulnote 1 bis 3). Völlige Fehlleistungen in dem Sektor (die Note 6) attestierten nur 10 Prozent der Teilnehmer. Auch bei der Schlichtung von Patientenbeschwerden machen die Kammern offenbar vielerorts einen guten Job: 61 Prozent der Ärzte geben gute Noten, während nur 10 Prozent den Kammern in diesem Bereich gar nichts zutrauen.

 

Auffällig – wie auch schon bei der letzten Befragung – ist das schlechte Abschneiden der Kammern beim Thema Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Die verschickten Mitgliederinformationen (Ärzteblatt, Rundschreiben, Newsletter) werden zwar noch von 45 Prozent der Ärzte als interessant oder zumindest lesenswert eingeschätzt. Für die allgemeine Öffentlichkeitsarbeit der Kammern hagelt es aber schlechte Noten: Satte 71 Prozent (damals noch 67 Prozent) der änd-Mitglieder konnten nur die Noten „ausreichend“, „mangelhaft“ oder „ungenügend“ vergeben. Die Note 6 („Öffentlichkeitsarbeit nicht wahrnehmbar“) kreuzte fast jeder dritte Arzt (32 Prozent, vor vier Jahren noch 29 Prozent an).

 

Wenig überraschend am Ende, dass die Antworten auf die Frage nach dem zu zahlenden Kammerbeitrag auch eine deutliche Sprache sprechen: Nur 11 Prozent der teilnehmenden Ärzte halten dessen Höhe ohne Abstriche für fair. 24 Prozent stöhnen zwar über einen ihrer Meinung hohen Beitragssatz – halten ihn aber gerade noch für angemessen. Eine Mehrheit von 65 Prozent findet den eigenen Kammerbeitrag dagegen „viel zu hoch“.

 

Bleibt noch die Königsfrage: Ist die Arbeit der Ärztekammern wichtig und richtig – und braucht die Ärzteschaft diese Einrichtungen? 25 Prozent der Teilnehmer sind fest davon überzeugt, dass die Arbeit der Kammern wichtig ist (Note 1). 16 Prozent halten das auch prinzipiell für zutreffend (Note 2) und 11 Prozent sind mit den Kammern noch einigermaßen zufrieden (Note 3). Heißt im Umkehrschluss aber auch: Satte 48 Prozent sehen die Arbeit der Kammern kritisch oder halten sie gar komplett für überflüssig (Note 4 bis 6). Bei der Befragung im Jahr 2016 waren es nur 44 Prozent.

 

Die Online-Umfrage lief vom 08. bis zum 14. September 2020. Per Mail wurden die änd-Mitglieder (niedergelassene Haus- und Fachärzte aus dem ganzen Bundesgebiet) auf die Erhebung hingewiesen. Insgesamt 1.319 Ärzte beteiligten sich in dem vorgegebenen Zeitraum an der Umfrage. Quelle: ärztenachrichtendienst am 17. September 2020